Osterwieck
Die Fachwerkstadt zwischen Harz und Fallstein gehört zu den ältesten Siedlungsplätzen des nördlichen Vorharzraumes.
Archäologische Funde bezeugen die frühe Besiedlung des von der Eiszeit geformten "Kulturlandes Osterwieck". 780 gründete Karl der Große hier in "Salingenstede" ein Missionszentrum, das bald "Ostrewic" genannt wurde. Dem um 804 nach Halberstadt verlegten Bistum gewährten im Jahr 974 Kaiser Otto II. in Saligenstede das erste Münz- und Zollrecht, sein Sohn Otto III. 992 das Marktrecht. 1215 erstmals als Stadt bezeichnet, entwickelte sich Osterwieck bis zum Ende des 16. Jahrhunderts zur drittgrößten Stadt im Bistum (ca. 3500 Einwohner).
Nach einem Ilsehochwasser 1495 mussten Häuser, Befestigung und Kirchen im 16. Jahrhundert neu errichtet werden. Trotz des Stadtbrandes im Jahr 1884 spiegeln noch immer die Fassaden von 138 bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges erbauten Häusern die Stilgeschichte des Fachwerkbaus von der Gotik über die Renaissance bis zum Barock wider. 41 Hausinschriften voller reformatorischer Theologie haben die Stadt in einzigartiger Weise als "Fachwerkstadt der Reformation" geprägt. Das von 1552–1557 im weiterhin bis 1566 katholischen Bistum neu errichtete Kirchenschiff von St. Stephani ist eines der ersten großen protestantischen Stadtkirchenbauwerke.
Der Dreißigjährige Krieg, in dem die Stadt mehrfach belagert, besetzt und von der Pest heimgesucht, aber nicht zerstört wurde, beendete die Blütezeit Osterwiecks, das 1650 nach dem Ende des Fürstbistums nun im Fürstentum Halberstadt an das Kurfürstentum Brandenburg fiel.
Nach kleingewerblich geprägtem 18. Jahrhundert, kam es im 19. Jahrhundert mit der Niederlassung größerer gewerblicher und industrieller Betriebe in den Jahren 1867 und 1908 zum Eisenbahnanschluss und damit einer wirtschaftlichen Prägung, die aber nur bis zum Ende der DDR Bestand hatte. An der Grenze zu Niedersachsen und nahe der neuen B6 und A 395 gelegen, bemüht sich die alte Fachwerkstadt seit 1990 mit Erfolg um Sanierung der Altstadt und Ansiedelung industrieller Fertigung.